Innovationen aus Nutzersicht

Aktuell wird Design Thinking – insbesondere im Innovationsmanagement – als echte Wunderwaffe gefeiert. Die Methode ist ein Kreativmodell, in dem Design bzw. die Visualisierung von Prozessen und Abläufen eng mit der Entwicklung von Innovationen und neuen Geschäftsmodellen verbunden ist. Entstanden ist Design Thinking im Umfeld der Produktdesigner IDEO und der Stanford University. Hasso Plattner, Gründer von SAP, hat 2005 ebendort das „Hasso Plattner Institute of Design“ mit der ersten sogenannten d.school gegründet, um sich speziell mit der Lehre dieser Methode zu beschäftigen.

In der heutigen Form des Design Thinkings wird der Fokus vor allem auf den Anwender der finalen Lösung gestellt. War in der Vergangenheit der Ergebnistyp des Prozesses häufig ein neues Produkt, wird die Methode heute auch für Dienstleistungen, Organisationskonzepte oder Geschäftsmodelle genutzt. Vergleicht man heute neue, zum Teil disruptive Geschäftsmodelle aus der Start-up-Welt, so wird schnell klar, dass sich Gründer an bestehende Regeln etablierter Märkte nicht halten und ihre Lösung aus Sicht des Nutzers entwickelt haben: Uber oder Tesla sind sehr typische Beispiele dafür.

Fokus Kunde

Beim Design Thinking steht der Nutzer (oder der Kunde) sowie dessen Bedürfnisse im Mittelpunkt aller Überlegungen. Dies ist auch der Ausgangspunkt oder der Beginn des Prozesses. Der rote Faden innerhalb des Design Thinkings ist es nun, Innovationen zu kreieren, die diese Befürfnisse wirklich erfüllen. Um von Beginn an keine großen gedanklichen Hürden einzubauen, sind technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit zwar wichtige Bewertungskriterien, sie eignen sich aber nicht als zentraler Ausgangspunkt der Überlegungen. In der bisherigen, produktionsorientiert geprägten Welt sind häufig diese Punkte Basis des Innovationsmanagements gewesen. Im Design Thinking geht es darum, Nutzer intensiv im Kontext der Anwendung eines Produktes oder einer Dienstleistung zu beobachten und daraus Innovationsstoßrichtungen abzuleiten. Dann wird „modelliert“, wie die Nutzerbedürfnisse adressiert und optimal bedient werden können – eine entscheidende Abgrenzung zu quantitativen Ansätzen, wie sie heute aus der klassischen Marktforschung bekannt sind.

Prototyping oder „Fail early and often“

Inspiration aus Nutzersicht ist also eine großes Stärke des Design Thinkings. Darüber hinaus spricht die Verwendung von Mock-Ups und Prototypen für diese Methode. Durch Testen und „visuelles Begreifen“ kann man Lösungsansätze häufig besser, anders oder schneller entwickeln. Mock-Ups helfen dem Team, sich von abstraktem Denken zu lösen und einzelne Ideen besser zu erklären und zu evaluieren. Zuvor unwichtig erscheinende Details rücken so in den Fokus. Eines der Grundprinzipien des Design Thinkings ist „Fail often and early“. Daher ist auch das Prototyping ein weiteres wichtiges Element der Methode: Man soll damit anfangen, die angestrebte Innovation so früh wie möglich und so aufwendig wie nötig zu gestalten. So ist die Interaktion innerhalb des Teams, aber auch im Dialog mit dem adressierten User deutlich schneller und konkreter. Schwächen in der Funktionalität werden schneller aufgedeckt als in jedem anderen theoretischen Modell.

Auch wenn der komplette Prozess häufig zu komplex ist, um ihn in Gänze einzuführen, sieht man bei Produktentwicklungs- oder Innovationsprozessen häufiger Methoden, die ursprünglich aus dem Design Thinking entstammen. Versuchen Sie es selbst: „Das Design Thinking Playbook“ von Michael Lewrick, Patrick Link, Larry Leifer und Nadia Langensand erläutert Methoden und Einstieg in die Welt des Design Thinkings auf interessante Art. Lesenswert!